Also zum Beispiel „Spritze dieses oder jenes Produkt morgen zwischen 9 und 11 Uhr“?
Genau, dann ist der Wind optimal, die Temperatur vielleicht noch nicht so hoch und so weiter. Mit solchen Empfehlungen kann man sehr gut arbeiten. Vor allem, wenn mehrere Schläge verteilt liegen, sind die Wetterdaten wichtig, damit man zum idealen Zeitpunkt
spritzen und den höchsten Wirkungsgrad erzielen kann. Wenn es zu warm oder zu kalt, die Luftfeuchtigkeit zu hoch oder zu niedrig ist, dann ist die Wirkung eingeschränkt. Bei Wind ebenfalls, wenn der Wirkstoff zu sehr abdriftet und gar nicht dort ankommt, wo er hinsoll. Ich denke schon, dass diese praktischen Empfehlungen gerade bezüglich optimaler Witterung zukünftig immer entscheidender werden, um die letzten paar Prozentpunkte hinsichtlich der Wirksamkeit der Pflanzenschutzmittel „herauszukitzeln“.
Wo lagen denn die Unterschiede zwischen dem betriebsüblichen Vorgehen und der digitalen Empfehlung?
Mit stabilisierten Düngern habe ich bisher noch nie gearbeitet. Da war ich auch ein bisschen skeptisch, ob das alles reicht. Wir hatten mit der ersten Düngung direkt zwei Düngegaben zusammengefasst und das war für mich neu. Mich hat es dann doch positiv überrascht, dass das so gut klappt. Sogar so gut, dass ich das auch mal in anderen Kulturen ausprobieren will.
Die Erfahrungen aus „KlimaPartner Landwirtschaft“ fließen also in die betriebliche Praxis ein?
Ja, genau. Xarvio habe ich in anderen Getreidekulturen direkt mitgenutzt und habe mich darauf auch komplett verlassen. Und ich werde das auch im nächsten Jahr so fortführen – und das vielleicht bei Kartoffeln mal ausprobieren. Es macht einfach total viel Sinn, Betriebsmittel möglichst effizient einzusetzen und mit möglichst wenig Einsatz einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. So sind auch die CO₂-Emissionen pro Tonne Ernteertrag am geringsten.
Gibt es noch mehr neue Erkenntnisse aus dem ersten Jahr als Klimalandwirt?
Das digitale Tool AgBalance rechnet einem aus, wie viel CO₂-Äquivalent durch was und wo zum CO₂-Fußabdruck beim Weizenanbau hinzukommt. Davon hatte ich vorher so gar keine Vorstellung. Das war schon interessant, damit zu arbeiten und dann auch die Zusammenhänge zu sehen, was in welcher Höhe den Fußabdruck beeinflusst. Die Feldemissionen, also die Bodenveratmung und Ausgasung, machen zum Beispiel viel aus. Saatgut und Spritzmittel wiederum weniger als man denkt. Aber die Düngung schlägt ordentlich zu Buche. Spannend war es zu sehen, wie man das dann auch beeinflussen kann.